Energetische Sanierung und touristische Erschließung des Lutherhauses Wittenberg
Im Lutherhaus Wittenberg beginnen im Januar nach intensiven Vorarbeiten die Baumaßnahmen zur energetischen Sanierung und besseren touristischen Erschließung. Darüber informierten am Montag, 13. Januar, Dr. Thomas T. Müller, Vorstand der Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt, und die Projektverantwortliche, Verwaltungsdirektorin Astrid Mühlmann. Die Stiftung agiert als Bauherrin für das Projekt. Das Gebäude am Osteingang der historischen Altstadt von Wittenberg zählt zum UNESCO-Weltkulturerbe und ist die einstige Wohn- und Wirkungsstätte Martin Luthers.
Ein zentrales Anliegen der Maßnahmen ist, durch die energetische Sanierung ein stabiles Raumklima im Lutherhaus zu schaffen, die historischen Objekte besser zu schützen und Energiekosten zu senken. Zudem soll der Eingangsbereich durch die Neugestaltung attraktiver und die Barrierefreiheit des denkmalgeschützten Ensembles deutlich verbessert werden.

SALEG Sachsen-Anhaltische Landesentwicklungsgesellschaft mbH
Ansicht des Gesamtensembles

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Veranstaltungsraum

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Eingang Wallstraße
Das Land Sachsen-Anhalt fördert das Vorhaben mit insgesamt 10,5 Millionen Euro. Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien unterstützt die energetische Sanierung mit einer Fördersumme von 4,8 Millionen Euro. 300.000 Euro an Eigenmitteln kommen von der Stiftung Luthergedenkstätten. Das Projekt hat ein Gesamtvolumen von 15,6 Millionen Euro.
Die umfangreichen Bauarbeiten werden voraussichtlich Mitte 2026 abgeschlossen sein. Im Anschluss kann mit dem Einbau einer neuen Dauerausstellung im Lutherhaus, dem weltweit größten reformationsgeschichtlichen Museum, begonnen werden. Im Mittelpunkt steht dabei das Anliegen, das Lutherhaus vollständig erlebbar zu machen und von allen funktionalen Einrichtungen zu befreien. Das Haus wird so zum zentralen Ausstellungsobjekt der neuen Dauerausstellung. Deren Eröffnung ist für das Frühjahr 2027 geplant. Bis dahin ist die Sonderausstellung „Buchstäblich Luther. Facetten eines Reformators“ im angrenzenden Augusteum mit zentralen Exponaten der Wittenberger Sammlung zu sehen. Das Escape-Spiel „Tatort 1522“ ergänzt das Angebot der LutherMuseen.
Angesichts des Klimawandels treten auch für Museen verstärkt energetische Fragen in den Vordergrund. Dabei geht es gleichermaßen darum, Kulturgüter zu schützen, wie auch den Energieverbrauch zu senken.
Deshalb ist ein Hauptziel des Projektes, eine energetisch stabile Gebäudehülle zu schaffen. Damit wird nicht nur das Gebäude selbst vor klimatischen Einflüssen geschützt. Auch die bedeutenden historischen Objekte im Museum erhalten einen besseren Schutz. Teil des Konzeptes sind auch eine Klimaschleuse im künftigen Eingangsbereich der Dauerausstellung und der Einbau einer innovativen Heizung auf Basis eines so genannten „Eisspeichers“.
Verschiedene Varianten zur Stabilisierung des Raumklimas und zum Schutz vor UV-Strahlung und Staubimmissionen wurden durch die TU Dresden bauphysikalisch geprüft und ausgewertet. Darauf aufbauend wurde ein effektives Maßnahmenpaket und ein Energieversorgungskonzept entwickelt. Die entsprechenden Förder- und Bauanträge sind eingereicht und nach erfolgreich abgeschlossener baufachliche Prüfung genehmigt.
Im Zuge der Baumaßnahme wird das in den 1930er Jahren errichtete, einstige Direktorenhaus zurückgebaut. An seinem Standort entsteht ein Ersatzneubau, der in Form und Erscheinungsbild an das Direktorenhaus angelehnt ist. Mit dem bestehenden Gebäude wäre das Gesamtvorhaben u. a. aus statischen und brandschutztechnischen Gründen nicht umsetzbar. Durch den Neubau kann das historische Kellergewölbe aus der Lutherzeit erhalten werden. Daneben wird auch ein barrierefreier Zugang vom Augusteum zum Lutherhaus geschaffen. Archäologische Erkenntnisse, die im Rahmen der Arbeit gewonnen wurden und werden, sollen auch in der neuen Dauerausstellung dokumentiert werden.
Im Erdgeschoss des Ersatzneubaus entsteht ein Eingangsbereich mit Kasse und Museumsshop für das Ensemble des Lutherhauses. Der kleine, vom Lutherhof abgegrenzte Vorhof des Lutherhauses, wird vollständig in den Eingangsbereich integriert und dafür mit einer transparenten Überdachung aus Glas versehen. Der Charakter des Innenhofes bleibt damit erhalten, der Haupteingang wird für Besucherinnen und Besucher besser sichtbar.
Weiterhin ist ein Erweiterungsbau auf der Südseite zu beiden Seiten der Ziegelmauer vorgesehen. Dabei entstehen langgestreckte eingeschossige Gebäudeteile mit Unterkellerung, die unmittelbar an den Eingangsbereich angebunden sind. Geplant ist hier ein Veranstaltungsraum mit Cateringküche und direktem Zugang in den Garten- und Amphitheater-Bereich. Zugleich entsteht dadurch ein barrierefreier Zugang zur archäologischen Ausgrabungsstätte. Im Obergeschoss sind Räumlichkeiten für die Museumspädagogik und Verwaltung geplant.
Durch einen Eingang an der Wallstraße können zukünftig Veranstaltungen auch unabhängig von den Museumsöffnungszeiten stattfinden.
Mit Baubeginn finden im Gesamtareal Arbeiten an Wasser- und Abwasserleitungen statt. In Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie sind archäologische Voruntersuchungen abgeschlossen worden. Umfangreiche baubegleitende Untersuchungen stehen noch bevor.
Den jetzt abgeschlossenen Planungsprozess unterstützten neben SALEG Sachsen-Anhaltische Landesentwicklungsgesellschaft mbH für die Projektsteuerung und dem Architekturbüro Seidl & Partner auch Expertinnen und Experten vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie in Sachsen-Anhalt, vom Institut für Diagnostik und Konservierung an Denkmalen in Sachsen und Sachsen-Anhalt e. V., vom Behindertenverband und dem Landeskriminalamt.
Im Lutherhaus, einst als Augustinerkloster erbaut, lebte, arbeitete und wirkte Martin Luther über 35 Jahre lang – zunächst als Mönch, später als Reformator. Hier verfasste er seine 95 Thesen und entwickelte seine reformatorischen Ideen, hier hielt er Vorlesungen vor Studenten aus ganz Europa, hier fanden seine legendären Tischreden statt und hier entstanden seine Schriften, die die Welt veränderten. Hier lebte er mit seiner Frau Katharina von Bora, die Haus und Hof führte, und seinen Kindern.
Seit 1883 steht das Lutherhaus Besucherinnen und Besuchern aus dem In- und Ausland als größtes reformationsgeschichtliches Museum der Welt offen und gilt zudem für viele Schulklassen und Konfirmandengruppen sowie in Lehrplänen als wichtiger Lernort deutscher und europäischer Geschichte. Der Besuch der Lutherstube, nahezu im Originalzustand erhalten, bildet dabei den Höhepunkt. Nirgendwo ist man dem Reformator näher, als in seinem Wohnhaus, das seit 1996 zum UNESCO-Weltkulturerbe „Luthergedenkstätten in Eisleben und Wittenberg“ zählt.

Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt

Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt
Dr. Thomas T. Müller (Direktor der LutherMuseen) eröffnet die Pressekonferenz
Astrid Mühlmann (LutherMuseen) erklärt die Pläne
Ein Blick in die Zukunft
Volker Seidl (Seidl Heinecke Architekten) zeigt die Pläne am Objekt
Blick auf den freigelegten Boden aus dem 16. Jahrhundert
Johannes Killyen
Pressesprecher
T. 03491 4203 127
E. johannes.killyen@luthermuseen.de