Tod Friedrichs des Weisen

Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt
Porträt Friedrichs des Weisen aus der Werkstatt von Lucas Cranach dem Älteren aus dem Jahr 1532
Heute vor 500 Jahren, ...
… am 5. Mai 1525 starb Kurfürst Friedrich der Weise. Er prägte Wittenberg im späten Mittelalter wie kaum ein anderer und musste sich als Schutzherr Martin Luthers mit der Reformation auseinandersetzen, ohne sich dabei auf politischer Ebene angreifbar zu machen. Zugleich betrafen die reformatorischen Inhalte natürlich auch seine Lebenswelt.
Der katholische Kurfürst ...
Denn eigentlich war Friedrich der Weise ein Landesherr, der stark in der spätmittelalterlichen Glaubenswelt verhaftet war. Legendär ist seine Heiltumssammlung, die in dem von Friedrich massiv geförderten Allerheiligenstift an der Wittenberger Schlosskirche aufbewahrt wurde. Er erweiterte die Sammlung von rund 5.000 Reliquien im Jahr 1509 auf rund 19.000 im Jahr 1520. Damit hatte er eine der größten Reliquiensammlungen der damaligen Zeit nördlich der Alpen zusammengetragen. Die Reliquien wurden jedes Jahr in einer großen Schau am 1. November gezeigt. Dabei dürfte eine Art Volksfeststimmung geherrscht haben und zahlreiche Gläubige in die Stadt geströmt sein. Die Reliquien wurden in ihren Gefäßen vermutlich auf Emporen in der Kirche präsentiert und der sogenannte Heiltumsschreier rief die jeweilige Reliquie aus. Um an der von den Reliquien ausgehenden Kraft teilhaben zu können, genügte es, sie anzusehen. Die anwesenden Menschen wurden daher zu Ruhe und Andacht ermahnt und am Ende zum Gebet für Papst, Kaiser und Landesfürst aufgefordert. Georg Spalatin, der Hofkaplan des Kurfürsten, errechnete 1520, dass man mit der Reliquiensammlung die unvorstellbare Zahl von insgesamt knapp zwei Millionen Tage Ablass bekommen könne, natürlich nur sofern sämtliche Reliquien andächtig angeschaut würden, wofür wohl kaum jemand die Zeit hatte.
Nicht ohne Grund veröffentlichte Martin Luther seine Thesen gegen den Ablasshandel ausgerechnet am Tag vor der Reliquienschau im Jahr 1517 und brachte sie vielleicht sogar an der Tür der Wittenberger Schlosskirche an. Ein deutliches Zeichen in Richtung seines Landesherrn.
... wird doch evangelisch ...
Friedrich der Weise hielt sich mit seiner Meinung zu Luther und der Reformation sehr bedeckt. Fest steht jedoch, dass der Landesherr seine schützende Hand über den Mönch hielt. Bestes Beispiel hierfür ist die Entführung Luthers auf die Wartburg nach dem Wormser Reichstag von 1521.
Gut belegt ist die Bibelfestigkeit des Kurfürsten. Er besaß mehrere Drucke des Neuen Testaments und las immer wieder darin. Mit seinen Fragen dazu habe Friedrich so manchem Theologen zu schaffen gemacht, berichtete Martin Luther in einer seiner Tischreden. Mit dem großen Interesse gerade am Neuen Testament stand er Luther nahe, der sich vor allem auf diesen Teil der Bibel berief. Allein in diesem Punkt waren also mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede vorhanden.
Seine Zurückhaltung der Reformation gegenüber begründete Friedrich immer wieder damit, dass er lediglich ein Laie sei und sich daher kein Urteil zur Theologie erlaube. Zugleich war die Zurückhaltung des Kurfürsten ein Wesenszug seiner Politik. Immer wieder verzögerte er Handlungen oder Meinungsäußerungen, um auf den richtigen Augenblick zu warten. Er sah wohl den rechten Moment in Bezug auf die Reformation noch nicht gekommen. Vieles deutet jedoch darauf hin, dass Friedrich der Weise den neuen Glauben annahm. Es sind einige Schritte erkennbar, mit denen er sich von den römisch-katholischen Gewohnheiten distanzierte. So wurden ab 1521 bei den jährlichen Reliquienschauen keine Ablässe mehr verkündet und im Jahr darauf sogar die Beschaffung von neuen Reliquien eingestellt.
... und beschließt sein Leben im evangelischen Glauben
Im Laufe seines Lebens verfasste Friedrich der Weise drei Testamente: das erste vor seiner Pilgerreise nach Jerusalem 1493, das zweite 1517 und das letzte schließlich am Tag seines Todes, dem 5. Mai 1525, in Lochau, dem heutigen Annaburg. Die Unterschiede zwischen den letzten beiden Testamenten zeigen deutlich den Wandel im Glauben des Kurfürsten auf. Die Regelungen zu seinem Seelenheil, wie beispielsweise Stiftungen an Klöster, die ihm 1517 noch wichtig waren, kommen 1525 nicht mehr vor. Stattdessen legte er die Durchführung der bereits am Wittenberger Allerheiligenstift eingerichteten Seelmessen in die Hände seines Nachfolgers. Die noch anwesenden Stiftsherren sollten bis an ihr Lebensende versorgt werden, alle weiteren Finanzen des Stifts sollten für die Ehre Gottes genutzt werden. Dieser deutlich evangelische Wunsch kam faktisch der Zustimmung zur Auflösung des Stifts gleich. Offenbar war dem Kurfürsten klar, dass dies nicht mehr aufzuhalten war.
Georg Spalatin verfasste einen Sterbebericht zu den letzten Stunden von Friedrich dem Weisen. Er beschreibt, wie der Beichtvater Friedrichs für den 5. Mai geholt wurde. Nachdem er seine letzte Beichte abgelegt hat, berichtet Spalatin weiter, dass Friedrich nicht nur das Fleisch Christi in Form von Brot erhielt, sondern auch das Blut in Form von Wein: sein letztes deutliches Bekenntnis zum neuen Glauben!