LutherMuseen unterstützen Cranach-Forschung: Was Papier erzählen kann

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Papier wird durchleuchtet
Wittenberg

Ein interdisziplinäres Projekt enthüllt die Geheimnisse von Lucas Cranachs Kunstwerken

In der letzten Maiwoche hatten wir das Vergnügen, etwa 20 Nachwuchskurator*innen und Nachwuchswissenschaftler*innen sowie 3-4 Mentor*innen bei uns in Wittenberg zu begrüßen. Der Anlass war ein spannendes Forschungsprojekt zu den Zeichnungen und der Druckgrafik von Lucas Cranach dem Älteren, seinen Söhnen und seiner Werkstatt, das gemeinsam von den Kupferstichkabinetten in Berlin und Dresden durchgeführt wird. Das einwöchige Seminar, ein Art Reiseworkshop, wurde von der Getty Foundation gefördert.

Nur eine Woche später durften wir erneut Besuch empfangen – diesmal von den Kolleg*innen des Cranach Digital Archive. Das Cranach Digital Archive (CDA) (siehe lucascranach.org)ist eine umfassende Forschungsplattform, die sich der Erforschung und Dokumentation des Werkes von Lucas Cranach d. Ä. widmet. Daniel Görres, Kunsthistoriker, und Thomas Klinke, Papierrestaurator, führten hochauflösende Abbildungen, Durchlicht- und Streiflichtaufnahmen von grafischen Werken und Buchillustrationen in unserer Sammlung durch. Besonders faszinierend waren die Kett- und Ripplinienmessungen sowie die Dokumentation der auftretenden Wasserzeichen, die nicht nur der Cranach-Forschung zugutekommen. Ein besonderes Highlight war die Untersuchung unseres Weltdokumentenerbes – des Briefes von Martin Luther an Kaiser Karl V. Das Dokument offenbarte ein wunderschönes Wasserzeichen und zeigte, dass Luther für seinen berühmten Brief nicht nur gut geschrieben, sondern auch hochwertiges Papier benutzt hat!

 

Die Projektphase (2023 – 2026): Das graphische Werk Lucas Cranachs des Älteren, seiner Söhne und der Werkstatt 

Im März 2023 startete für das Cranach Digital Archive eine neue Projektphase, die sich intensiv mit der Erforschung der Zeichnungen und Druckgraphiken von Lucas Cranach d. Ä., seinen Söhnen und seiner Werkstatt beschäftigt. Dieses Vorhaben wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft und der Ernst von Siemens Kunststiftung unterstützt. Zu den beteiligten Institutionen gehören das Kupferstichkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin, das Deutsche Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte - Bildarchiv Foto Marburg, das Kupferstich-Kabinett der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden und weitere bedeutende Sammlungen.

Das Ziel dieses Forschungsprojekts ist es, die etwa 300 Zeichnungen und 600 druckgraphischen Werke von Lucas Cranach dem Älteren, seinen Söhnen und seiner Werkstatt in ihren verschiedenen Druckzuständen und Ausgaben erstmals mit einem interdisziplinären Ansatz wissenschaftlich zu untersuchen und systematisch zu erschließen. Dieser Ansatz vereint die Felder Kunstgeschichte, Kunsttechnologie, Konservierungswissenschaft und Informatik. Die Ergebnisse werden auf der international vernetzten Forschungsplattform CDA, im Graphikportal und in (Online-)Publikationen der Projektpartner nachhaltig und frei zugänglich gemacht. Indem das CDA Werke aller künstlerischen Techniken von Cranach vereint und vernetzt, verfolgt es einen innovativen Ansatz. Erstmals wird so das gesamte Spektrum des Schaffens eines Künstlers des 16. Jahrhunderts in Tiefe und Breite gleichermaßen erschlossen und zugänglich gemacht.

Wir freuen uns, Teil dieses bedeutenden Projekts zu sein und sind gespannt auf die kommenden Entdeckungen und Erkenntnisse.

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2 Männer beugen sich über ein Schriftstück, dunkle Kleidung

Daniel Görres (Kunsthistoriker) und Thomas Klinke (Papierrestaurator)

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Papier wird durchleuchtet
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altes Papier auf neuer Technik