500 Jahre Liebe - die Skandalhochzeit

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Der Ring der Katharina von Bora

Der Ring der Katharina von Bora, zu sehen bis zum 10. August 2025 in der Ausstellung "Buchstäblich Luther" im Augusteum Wittenberg, als Leihgabe des Stadtgeschichtlichen Museums Leipzig.

Wittenberg
Luther; Luthershochzeit; katharinavonbora

Der Mönch und die Nonne

Luther litt bereits seit Beginn der Reformation an stetig wachsender Todesfurcht. Diese wurde Anfang Mai 1525 beinahe zu einer Überzeugung. Zunächst starb Kurfürst Friedrich der Weise, der stets seine schützende Hand über Luther gehalten hatte. Zugleich waren die Verhältnisse mit dem Bauernkrieg und der Schlacht bei Frankenhausen überaus schwierig, schließlich fußten diese nicht zuletzt auf den durch Luther angestoßenen Reformen. Luther selbst hatte sich jedoch auf die Seite der Obrigkeit gestellt und sich damit großer Kritik ausgesetzt. 

Für den Reformator schien der Tod immer näher zu rücken. Um diesem gewissermaßen ein Schnippchen zu schlagen und vielleicht aus dem Gefühl heraus, nichts mehr verlieren zu können, entschloss sich Martin Luther sehr kurzfristig zu heiraten. Dass es nun ausgerechnet eine entflohene Nonne war, die der ehemalige Mönch ehelichte, versprach einen handfesten Skandal. Zwar hatten bereits zuvor ehemalige Mönche und Nonnen geheiratet, aber nie untereinander. Und dass der Reformator nun selbst in den Stand der Ehe trat, hatte eine ganz andere, weitreichendere Wirkung.

Katharina von Bora war bereits zwei Jahre zuvor mit einigen ihrer Schwestern aus dem Kloster Nimbschen geflohen und nach Wittenberg gekommen. Vermutlich verbrachte sie die Zeit bis zu einer möglichen Eheschließung bei der Familie Cranach. Während ihre ehemaligen Schwestern bereits bald nach ihrer Ankunft verheiratet worden waren, war dies bei Katharina nicht der Fall. Vermutlich lehnte sie sogar mehrere Heiratsangebote ab. In einem Gespräch mit dem Wittenberger Theologen Nikolaus Amsdorf soll sie gesagt haben, dass sie entweder Amsdorf oder Luther heiraten würde, ansonsten aber niemanden. Recht überraschend wurde dann im Juni 1525 bekannt, dass sie tatsächlich Martin Luther heiraten würde.

Die Trauungszeremonie

Die Trauung fand an einem Dienstag statt, der traditionell als Glückstag galt. Der Pfarrer der Wittenberger Stadtkirche, Johannes Bugenhagen, nahm Verlöbnis und Hochzeit am selben Tag vor. Das war insofern ungewöhnlich, als dazwischen eigentlich eine gewisse Zeit vergehen sollte. Doch die traditionelle Brautwerbung bei den Eltern unterblieb, da Katharina von Bora als ehemalige Nonne nicht mehr in häuslicher Obhut stand. Deshalb konnte die Hochzeit überraschend kurzfristig stattfinden.

Direkt im Anschluss an die Trauungszeremonie fand das Beilager statt. Dabei wurde das Brautpaar von den Hochzeitsgästen zum Bett geführt, wo es sich zumindest kurz unter eine gemeinsame Decke begab. Mit diesem Schritt war die Ehe offiziell rechtskräftig. Üblicherweise feierte das Hochzeitspaar nach diesem kurzen Beilager mit den Gästen weiter. Am 13. Juni 1525 fand mit den sechs Anwesenden aber nur noch ein bescheidenes Festmahl statt. 

Die sogenannte Wirtschaft, also die große Hochzeitsfeier, fand für damalige Verhältnisse recht spät, nämlich zwei Wochen nach der Eheschließung, statt. Da weder Martin Luther noch Katharina von Bora über ein Einkommen verfügte, wurde dieses Fest mit Hilfe von Spenden ausgerichtet. So erbat Luther vom kurfürstlichen Hofmarschall ein Stück Wildbret und vom Rat der Stadt erhielt er Wein, Bier und Geld.

Am Tag der Wirtschaft, dem 27. Juni 1525, gingen Martin und Katharina also in Begleitung der weitaus größeren Hochzeitsgesellschaft von 50 bis 70 Personen und einiger Spielleute vom Schwarzen Kloster zur Pfarrkirche zur sogenannten Brautmesse. Von dort zurückgekehrt, fand ein Festmahl im Schwarzen Kloster statt, anschließend ging es für eine Zeremonie von Ehrentänzen in das Rathaus. Am Abend erfolgte das Nachtessen, welches aber bis ca. 22 Uhr beendet sein musste, da ab dieser Uhrzeit eine allgemeine Nachtruhe galt.

Der Hochzeitsring

Während der Trauungszeremonie erhielt die Braut traditionell einen Ring, der gewissermaßen als Pfand galt, mit dem die Frau aus ihrer Familie ausgelöst wurde. Der Hochzeitsring der Katharina von Bora ist bis heute erhalten geblieben. Er besteht aus einem schlichten Innenring, in den die Namen des Ehepaares eingraviert wurden und den Katharina am Tag der Hochzeit wohl tatsächlich trug. Dieser wurde später in einen prunkvollen so genannten Arma-Christi-Ring eingefügt. Er ist deutlich größer als der innere Goldring, sodass angenommen werden kann, dass der Außenring ursprünglich für Martin Luther bestimmt war. Da der ehemalige Bettelmönch mit solchen Geschenken jedoch wenig anfangen konnte, liegt es nahe, dass er den Ring seiner Frau schenkte. 

In den stark verzierten äußeren Ring sind die Leidenswerkzeuge eingearbeitet, mit denen Jesus gefoltert wurde (Arma Christi). So steht dem Christus am Kreuz die Säule gegenüber, an der er ausgepeitscht wurde. Hinzu kommen unter anderem die Nägel vom Kreuz und der Hammer, eine Leiter, mit deren Hilfe der leblose Körper vom Kreuz abgenommen wurde, und Würfel, mit denen die Soldaten um die Kleidung Christi spielten. Unter einem kleinen Krummschwert ist das Hochzeitsdatum von Katharina und Martin eingraviert.

Verschiedene Stilelemente verweisen auf eine Herstellung im nördlichen Raum. Da der dänische König Christian II. engen Kontakt zu Martin Luther und Katharina pflegte, wird angenommen, dass der Ring von ihm in das Haus Luther geschenkt wurde.

Eine gute Partnerschaft

Die Ansichten Luthers zur Ehe änderten sich im Laufe seines Lebens, vor allem aufgrund seiner eigenen Erfahrungen. Die zu großen Teilen aus Trotz geschlossene Ehe war zwar von Beginn an auf gegenseitigen Respekt ausgelegt, aber nicht auf Grund von romantischen Gefühlen. Damit setzte Luther seine eigene Ansicht um, dass eine Ehe nicht unbedingt aus Liebe eingegangen werden müsse, sondern vor allem der Respekt wichtig sei. Aber dennoch entwickelte sich die Liebe im Laufe der Zeit, denn entgegen den persönlichen Erwartungen des Reformators ging sein Leben und damit auch seine Ehe weiter und währte 21 Jahre lang.

So berichtete Luther viele Jahre nach der Hochzeit in einer Tischrede von den Veränderungen, die er nach dem 13. Juni 1525 mit großem Erstaunen wahrnahm: "Wenn einer am Tisch sitzt: Sieh, denkt einer, eine Weile warst du allein, jetzt beieinander. Im Bett, wenn einer sich umsieht, sieht er ein Paar Zöpfe, die er vorher nicht gesehen."