Luthers Geister. Wie die Protestanten zu Gespensterjägern wurden

 | 18:30 Uhr
Bild
lila Hintergrund, Sterbehaus als Skizze, Sprechblase mit weißer Schrift "Museum nach Feierabend"
Eisleben
Lesung/Vortrag

Veranstaltungsreihe „Museum nach Feierabend"

Bis zur Reformation war die Welt der Geister noch sehr überschaubar: Für die Christ*innen des Mittelalters waren Gespenster ein Beweis für das Weiterleben der Seele nach dem Tod und der Existenz eines Fegefeuers. Doch als Luther um 1530 letzteres kurzerhand abschaffte, galten für ihn und seine Nachfolger*innen Geistersichtungen nur noch als reiner Teufelsspuk – ja, der Glaube an das Auftreten verstorbener Seelen war zeitweilig sogar ein deutliches Unterscheidungskriterium zwischen den Konfessionen. Doch so klar, wie die Kirchenoberen das gerne gehabt hätten, verliefen die Grenzen in dieser Frage oftmals doch nicht: Protestantische Pastoren betätigten sich dann schon einmal als paranormale Ermittler und trugen damit Vorstellungen von Spuk und Gespenstern weiter, die bis zu den Geisterjägern der Gegenwart fortwirken.

 

Referent

Mirko Gutjahr studierte frühgeschichtliche Archäologie und mittelalterliche Geschichte an der Universität Freiburg. Von 2009 bis 2014 leitete er das Projekt „Lutherarchäologie" am Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt. Derzeit ist er für die LutherMuseen tätig, wo er seit Mai 2022 die Häuser in Mansfeld und Eisleben leitet. Sein Forschungsschwerpunkt liegt auf der Archäologie der Frühen Neuzeit und der Biographie Martin Luthers.