Übersetzung des Alten Testaments

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blau eingefärbtes Bild, weiße Sprechblase mit "Heute vor 500 Jahren"

Heute vor 500 Jahren, ...

... am 31. August 1523 erschien mit den „5 Bücher Mose“ beim Wittenberger Drucker Melchior Lotter die erste Teillieferung des Alten Testaments in der von Martin Luther verantworteten deutschen Übersetzung. Weitere Teile folgten nach und nach, bis 1534 die „Vollbibel“, also eine deutsche Komplettausgabe von Altem und Neuem Testament bei Hans Lufft gedruckt wurde.

Martin Luthers Übersetzung der Bibel in die deutsche Sprache stellt einen bedeutenden Meilenstein in der Geschichte der deutschen Literatur und der religiösen Reformbewegungen dar. Dieses Vorhaben hatte weitreichende Auswirkungen auf die Sprache, die Religion und die Kultur der deutschen Gesellschaft. Anders als die Übersetzung des Neuen Testaments, die Luther zunächst allein in wenigen Wochen auf der Wartburg vornahm und nach einer Überarbeitung zusammen mit Philipp Melanchthon bereits im September 1522 in den Druck brachte, war die Übersetzung des Alten Testaments ein jahrzehntelanges Gemeinschaftswerk der Wittenberger Theologen – wenn auch deutlich unter Luthers Federführung - das erst mit der „Ausgabe letzter Hand“ 1545 ihren vorläufigen Abschluss fand. Zum wechselnden Team der Übersetzer gehörten neben Luther und Melanchthon unter anderem Hebaristen wie Matthäus Aurogallus und Theologen wie  Johannes Bugenhagen, Caspar Cruziger und Justus Jonas.

Auch wenn in der Wissenschaft inzwischen diskutiert wird, wie groß die Bedeutung der Bibelübersetzung für die Bildung einer gemeinsamen deutschen Hochsprache genau war, ist doch unstrittig, dass Luthers Übersetzungsarbeit einen bedeutenden Einfluss auf die Entwicklung des Deutschen nahm. Seine Formulierungen und Wendungen prägten die Sprache und formten noch immer genutzte Schreib- und Sprechgewohnheiten. Indem er die hebräischen Texte in verständliches Deutsch übertrug, schuf Luther eine Verbindung zwischen religiösen Inhalten und Alltagssprache, die bis heute nachwirkt. Dabei hielt er sich nicht sklavisch an den Urtext, sondern versuchte vielmehr, die Inhalte sinnhaft zu erfassen und auf in für seine Zeitgenossen verständliches Deutsch zu übertragen.

Allerdings blieb Luthers Übersetzung des Alten Testaments nicht ohne Kritik. Einige Gelehrte und Theologen bemängelten angebliche Verzerrungen oder Vereinfachungen, die durch die Übersetzung entstanden seien. Um diese „falsche“ Übersetzung zu widerlegen und von vermeintlichen theologischen Eigenmächtigkeiten Luthers zu reinigen, setzten altgläubige Theologen wie Hieronymus Emser, Johann Dietenberger und Johannes Eck eigene deutsche Bibelübersetzungen dagegen, die allerdings dem Erfolg der Lutherbibel keinen Abbruch taten. Diese war vielmehr so gefragt, dass vielerorts ungenehmigte Nachdrucke entstanden, die Luther nicht so sehr wegen der entgangenen Einnahmen für die Drucker kritisierte (er selbst verzichtete auf etwaige finanzielle Beteiligungen), sondern weil er den Inhalt dieser qualitativ oftmals schlechten Drucke nicht mehr kontrollieren konnte.  Als Zeichen der Echtheit ließ er daher den Wittenberger Drucken sein Wappen, Die Lutherrose, voransetzen, die damit zu einem der ersten Markenzeichen werden sollte.

Luthers Hauptziel bei der Übersetzung des Alten Testaments war es, den biblischen Text für die breite Bevölkerung verständlich zu machen. Bis zu diesem Zeitpunkt war die Bibel hauptsächlich in Latein verfügbar, einer Sprache, die nur wenige Menschen verstanden. Durch die Übersetzung ins Deutsche ermöglichte Luther den Menschen den direkten Zugang zur Bibel. So trug die Übersetzung auch entscheidend zur Verbreitung der Reformation bei, da sie den Gläubigen ermöglichte, die Bibel selbst zu lesen und zu interpretieren, anstatt sich allein auf die Autorität der Kirche zu verlassen. Sie inspirierte auch zahlreiche andere Theologen aus anderen Sprachräumen zu einer eigenen Übertragung der Bibel in ihre jeweilige Volkssprache.